(Kultur-)geschichtliche Hintergrundinformationen
Website: | Virtueller Campus: eLearning-System der Otto-Friedrich-Universität Bamberg |
Kurs: | Rivalisierende Männlichkeiten |
Buch: | (Kultur-)geschichtliche Hintergrundinformationen |
Gedruckt von: | Gast |
Datum: | Donnerstag, 21. November 2024, 20:13 |
Beschreibung
Hier finden sich Informationen zur historischen Person Heinrichs II. und seiner Frau Kunigunde von Luxemburg.
1. Heinrich - Leben und Wirken
Heinrich wurde im Jahr 973 vermutlich in Bad Abbach bei Regensburg als Sohn des Bayernherzogs Heinrich II., "des Zänkers" geboren. Er erhielt Unterricht in der Domschule von Hildesheim, deren eigentlicher Zweck die Ausbildung des Klerikernachwuchses war. Seine früheste Bildung war somit die eines Geistlichen. Er übernahm als Heinrich IV. im Jahr 995 das Herzogtum Bayern von seinem Vater. Um das Jahr 1000 heiratet er Kunigunde von Luxemburg. Kunigunde erhielt dabei Bamberg als ihre morgengâbe, ihr Hochzeitsgeschenk. Nach dem Tode Ottos III. im Jahr 1002 sichert sich Heinrich die Herrschaft über das Ostfrankenreich gegen mehrere Rivalen, indem er den über die Alpen geführten Trauerzug zu Ehren Ottos III. überfällt und gewaltsam die Reichsinsignien an sich bringt. Das Ehepaar Heinrich und Kunigunde bleibt zeitlebens kinderlos. Heinrich II. wird zudem eine seit seiner Jugend bestehende Krankheit nachgesagt - unter was er genau litt, ist nicht bekannt, Thietmar spricht von einer 'Kolik'1, andere Quellen sprechen in der Regel von einem 'Steinleiden'. Heinrich erscheint zudem als Stifter vieler Kirchen und Klöster. Die engagierte Stiftertätigkeit und die Gründung des Bistums Bamberg wird bei Ebernand als Vererbung des weltlichen Herrschaftsbereiches an das himmlische Reich gedeutet- der Einsatz Christi als Erben, wo keine 'realen' Erben existieren2. 1007 gründete das Paar das Bistum Bamberg und initiierte den Bau des Domes - eine als gemeinschaftlich präsentierte Stiftung, da Kunigunde Bamberg ja als dos, als morgengâbe zustand und die Stiftung somit theoretisch ihrer Zustimmung und 'Spende' bedurfte. Das Bamberger Bistum wurde von Heinrich mit wertvollen biblischen und liturgischen Handschriften bedacht, welche heute im Rahmen des Projektes der "Kaiser-Heinrich-Bibliothek" digital zugänglich sind. 1014 wurde Heinrich vom Papst zum Kaiser gekrönt und auch Kunigunde erhielt die Kaiserinnenwürde. Heinrich starb 1024 bei Göttingen. Im Jahr 1146 erfolgte die Heiligsprechung Heinrichs II. |
1 "In der nächsten Fastenzeit kam der König nach Werla und lag dort lange an einer Kolik krank darnieder;" (Thietmar, S. 339)
2 ze erben hâte er ime erkorn, / der von der meide wart geborn, / der durch uns starb unt wart begraben. / nechein andern wolde er haben / wan unsen hêren Jêsum Kristen. (V 757-761) - "Zum Erben hatte er sich nämlich den erkoren, der von eienr Jungfrau geboren und um unseretwillen gestorben und begraben ist. Niemand anderen wollte er haben als unseren Herrn Jesus Christus."
2. Heinrich als Stellvertreter Gottes
3. Kunigunde von Luxemburg
Interessant ist auch die Stellung Kunigundes als Heinrichs Frau und consors regni, Teilhaberin an der Herrschaft. Nur anderthalb Monate nach Heinrichs Krönung am zum König wird Kunigunde gekrönt - als erste ostfränkische Herrscherin. Zur Hochzeit hat sie Bamberg als morgengâbe erhalten, weswegen ihr große Einflußnahme bei der Bistumsgründung zugeschrieben wird. Sie stellt Bamberg - zumindest der Literatur nach - als ihr Geschenk zur Verfügung, welches materielle Basis für die Bistumsgründung wird. 12 Jahre nach der Krönung zur Königin erhält sie am 14. Februar 1014 gemeinsam mit Heinrich die Salbung zur Kaiserin durch Papst Benedikt VIII. Die Erhebung zur Herrscherin kommt ihr einzig und allein aufgrund ihrer legitimen Ehe mit Heinrich und dessen Einverständnis zu. Kunigunde, die so zumindest dem Titel nach auf der gleichen Handlungsebene mit ihrem Mann regiert und der auch sonst in geschichtlichen Darstellungen eine aktive Teilnahme an Herrschaftsfragen zugeschrieben wird, erscheint sowohl in mittelalterlichen Darstellungen als auch in künstlerischen Erzeugnissen aus späteren Zeiten als gleichrangige Person, als Mensch auf gleicher Ebene, selbst wenn das Geschlecht 'das Andere' bleibt. Hauptsächlich lebt - vor allem in der Domstadt Bamberg selbst - die Stiftung des Bistums und des Gotteshauses im kulturellen Gedächtnis fort und dient als Thema für künstlerische Erzeugnisse aller Art. Auch wenn Konstruktionsebenen wie Stiftertum, Herrscherdasein, die Zugehörigkeit zur katholischen Kirche / zu Bamberg sowie die Heiligkeit beider Figuren die Ebene des Geschlechts verdecken, stellt diese doch die grundlegende Schablone für die künstlerische Konstruktion des Paares dar. |
Weiterführende Literatur
Klauser, Renate: Der Heinrichs- und Kunigundenkult im mittelalterlichen Bistum Bamberg. Bamberg: St. Otto-Verlag 1957 (=Festgabe aus Anlaß des Jubiläums „950 Jahre Bistum Bamberg 1007-1957“).
Pamme-Vogelsang, Gudrun: Die Ehen mittelalterlicher Herrscher im Bild. Untersuchungen zu zeitgenössischen Herrscherpaardarstellungen des 9. und 12. Jahrhunderts. München: Fink 1998 (= Forschungen zur Geschichte der älteren deutschen Literatur 20).
Reddig, Wolfgang F.: Kaiser Heinrich II. Leben, Zeit und Welt. Bamberg: Babenberg 2002.
Schneidemüller, Bernd: Heinrich II. und Kunigunde. Das heilige Kaiserpaar des Mittelalters. In: Dick, Stefanie / Jörg Jarnut / Matthias Wemhoff (Hg.): Kunigunde – consors regni. Vortragsreihe zum tausendjährigen Jubiläum der Krönung Kunigundes in Paderborn (1002 – 2002). München: Fink 2004, S. 29 – 46.
Ebernand von Erfurt: Heinrich und Kunegunde. Hg. von Dr. Reinhold Bechstein. Quedlinburg und Leipzig: Basse 1860 (=Bibliothek der gesammten deutschen National-Literatur von der ältesten bis auf die neuere Zeit 39).
Ebernand von Erfurt: Die Kaiserlegende von Heinrich und Kunigunde. Aus dem Mittelhochdeutschen übertragen von Manfred Lemmer. Aus dem Nachlass herausgegeben von Kurt Gärtner. Sandersdorf-Brehna: Renneritz 2012.