2. Interpretation des Objekts

Website: Virtueller Campus: eLearning-System der Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Kurs: Rivalisierende Männlichkeiten
Buch: 2. Interpretation des Objekts
Gedruckt von: Gast
Datum: Sonntag, 5. Mai 2024, 06:03

Beschreibung

Der Stand der Ritter im Mittelalter geht einher mit männlicher Ehre und gesellschaftlichem Ansehen. Ein Ritter war ein ehrwürdiger, kühner, prächtiger Mann, der auf seinem Pferd sitzend Heldentaten vollbrachte. Im 17. Jahrhundert ist das Bild des Ritters durch das Bild des Soldaten ausgetauscht worden. Welche Männlichkeiten sind auf dem Gemälde sichtbar? Inwiefern weicht das Bild des Soldaten von dem Bild des heldenhaften Ritters? Antworten auf diese Fragen gibt es hier.

1. Dargestellte Männlichkeiten

Männer auf Pferden

Die Kavallerie wird auf dem Gemälde dargestellt, nicht die Infanterie. Das bedeutet, dass sie auf Pferden reitend an der Schlacht teilnehmen. Das Pferd ermöglicht ihnen eine bessere Ausgangsposition. Außerdem wird hier eine Verschmelzung von Mensch und Tier suggeriert.

Männer mit Waffen

Nur Männer sind zu sehen, die Waffen in ihren Händen halten, worüber sich die Männlichkeit identifizieren lässt. Sie sitzen auf ihren Pferden und halten das Halfter mit einer Hand oder auch gar nicht, und in der anderen Hand tragen sie eine Waffe. Dies ist ein Machtsymbol, dass Dominanz und Kraft demonstriert -  ein Phallus-Symbol, das Stärke, Kraft und demzufolge auch Männlichkeit repräsentiert.

Männer mit Bart

Hinzukommt, dass die Männer im Vordergrund einen Schnauzer oder einen Bart tragen. Diese Form des Haarwuchses symbolisiert Zucht und Ordnung, da der Bart nicht willkürlich gewachsen, sondern gestutzt und gepflegt worden ist. Jedoch darf er nicht zur Identifikation der Männlichkeit fehlen. Die Form lässt jedoch darauf schließen, dass das Natürliche beherrscht und kontrolliert wird.

Männer im Zweikampf

Es kämpfen zwei gegnerische Soldaten miteinander – gelbe gegen rote Soldaten.  Kämpfe werden immer in einem Zweikampf ausgefochten, wobei nur die beiden zentralen Figuren Schusswaffen benutzen und somit eine Distanz wahren können.

Männer mit Uniformen

Die klassische Ritterrüstung ist auf diesem Gemälde nicht zu finden, sondern eine vereinfachte Form des schutzbietenden Gewandes in Form von Brustpanzern, die die Männer hier tragen. Des Weiteren tragen sie alle Helme, um den Kopf zu schützen.

 

2. Unterschiede zur deutschen Literatur des Mittelalters

In den untersuchten Gemälde herrschen einige Unterschiede zwischen den dargestellten Männern und der Beschreibung von Männern in der deutschen Literatur des Mittelalters.

  • Uniformen statt Rüstungen
  • Pistolen statt Schwerter/Lanzen; nur einen Schuss
  • Waffen als Phallussymbol, als Verstärkung der Männlichkeit
  • Söldner statt heroische Ritter; Mangel an Tugend und Ehre