1. Kunst- und Kulturgeschichtliche Hintergrundinformation zum Objekt

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Kurs: Rivalisierende Männlichkeiten
Buch: 1. Kunst- und Kulturgeschichtliche Hintergrundinformation zum Objekt
Gedruckt von: Gast
Datum: Montag, 6. Mai 2024, 05:23

Beschreibung

Die Schlacht bei Nördlingen war Dreh- und Angelpunkt des Dreißigjährigen Kriegs in Deutschland im 17. Jahrhundert. Das vorliegende Gemälde stammt aus dieser Zeit und wird in die Epoche des Barock eingeordnet. Epochale und geschichtliche Hintergrundinformationen dazu werden hier erläutert.

1. Deskription

 

Im Folgenden wird das Gemälde Reitergefecht aus der Schlacht bei Nördlingen 1634 von einem unbekannten Maler beschrieben. Hierbei wird insbesondere das Augenmerk auf die dargestellten Männlichkeiten gelegt, wozu jedoch das Gemälde in seiner Gesamtheit betrachtet wird.

Reitergefecht aus der Schlacht bei Nördlingen 1634; Maße 62 cm Höhe, 76 cm Breite

 


Linker TeilReitergefecht rechter Teil Das Gemälde weist  eine Zweitteilung in einen linken und einen rechten Teil auf.

 Die linke Seite zeigt eine Gruppe von kämpfenden Soldaten,

 die sich mit Schwertern bekämpfen. Ein weißer Schimmel, auf dem der Reiter

 eine Schusswaffe hält, bildet das Zentrum dieser Gruppe. Durch den weißen

 Schimmel erhält dieser Mann mehr Aufmerksamkeit in der sonst dunklen Menge.   

                                                                 

Der rechte Teil bildet einen davon reitenden Soldat ab, 

 der sich umdreht und seine Schusswaffe auf den Reiter mit  

  dem weißen Schimmel in der linken Gruppe richtet. Diese beiden  

 Männer verbinden den linken und rechten Teil des Gemäldes miteinander.  

                                                                                                                                                                        

                                                                                                                                                                 


 

Die Zweiteilung ist auch innerhalb der Soldaten ersichtlich: Es kämpfen zwei gegnerische Truppen miteinander – gelbe gegen rote Soldaten. Die dargestellten Kämpfe werden immer in einem Zweikampf ausgefochten, sodass die Zweiteilung auch hier zu tragen kommt. Mit zwei Arten von Waffen kämpfen die Männer: die sich im Hintergrund befindenden Reiter kämpfen mit Schwertern, während die zentralen Reiter mit Schusswaffen versuchen, sich gegenseitig zu töten.

Des Weiteren zeigt das Gemälde zwei Ebenen auf: Die Höhe der Reiter auf den Pferden und die im Vordergrund gestürzten Soldaten, die auf dem Boden liegen. Dadurch wird das Augenmerk auf die kämpfenden Soldaten gelenkt.

Die Soldaten tragen Helme und Brustpanzer als Schutz; die Pferde jedoch nichts weiter außer dem Sattel. Es fehlt an Wappen, Fahnen, etc., um die Zugehörigkeit zu klären. Es besteht keine Identifikationsmöglichkeit außer den dominanten Farben rot, blau und gelb.

2. Hintergrundinformationen

 


Titel: Reitergefecht aus der Schlacht bei Nördlingen 1634 (Gemälde)

Inv.-nr.: 399 D (Historisches Museum Bamberg)

Material: Öl/Leinwand, dubliert; schwarzer Holzrahmen mit Goldleiste

Maße: H:62, B: 76 (cm)

Beschreibung: Text der Überschrift: …um Reitter Rittmaster von Sporkisen Regiment, der beidere schlagt vor Nörtingen in dem Ersten Treffen mitt dem Schimell vilfeltig verwund ward/über hauffn geschosen als er auff … … sein Regiment getroffen - - - 1634

Datierung: Mitte 17 Jh.

Handwerkl./künstl. Herkunft: anonym


Das Gemälde hat neben dem graphischen auch einen schriftlichen Teil. Der Text ist jedoch nicht vollständig entziffert. Bekannt ist der folgende Text: ...um Reitter Rittmaster von Sporkisen Regiment, der beidere schlagt vor Nörtingen in dem Ersten Treffen mitt dem Schimell vilfeltig verwund ward/ über hauffn geschosen als er auff _______ sein Regiment getroffen 1634. Die Leerstelle kann nicht eindeutig entschlüsselt werden, so dass zwei Wörter der Textunterschrift fehlen.

 

2.1. Epoche

Das Gemälde entstand zur Zeit des Barocks (ca. 1600-1720) und spiegelt verschiedene Stilelemente wider, wie zum Bespiel Dynamik und ein Hell-Dunkel-Kontast. Aber auch das repräsentative, pathetische, theatralische und feierliche Darstellen einer Kampfszene - vor allem durch die Farben und Anordnung der Figuren - ist epochentypisch. Die Leitgedanken des absoluten Herrschers und des Absolutismus sind hier weniger zu erkennen, dafür aber durch den geschichtlichen Aspekt des Gemäldes impliziert. Auch die damals noch typische Ständegesellschaft ist ein weiterer Leitgedanke dieser Epoche.

 

Wichtige Vertreter des Barocks in der Kunst waren u.a. Peter Paul Rubens, Rembrandt, Johannes Zick und Adam Elsheimer. In der Literatur waren Werke von Andreas Gyphius, Hans Jakob Christoph von Grimmelshausen, Peter Fleming, Martin Opitz und Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau zeitgenössische Autoren.

Die Baukunst des Barocks ist sehr pompös und farbenprächtig. Riesige Formate und ein Zug zum Monumentalen sind in den Gebäuden, Schlössern und Klostern zu erkennen. Beispielsweise ist die Würzburger Residenz oder die Basilika Vierzehnheiligen in Bad Staffelstein aus der Epoche des Barock.

 

Basilika Vierzehnheiligen in Bad Staffelstein


Bild: http://www.bad-staffelstein.de/de/img/GebaeudeStadt/Vierzehnheiligen_Aussen.jpg (Letzter Zugriff: 10.03.2013)

2.2. Geschichtlicher Aspekt

Das Gemälde zeigt die Schlacht von Nördlingen am 5. und 6. September 1634 während des Dreißigjährigen Kriegs. Es kämpften die Truppen des spanisch-kaiserlich-bayerischen Bundes unter der Führung der habsburgischen Vetter Kardinalinfant Ferdinand und König Ferdinand von Ungarn gegen die Truppen des Heilbronner Bundes (die Schweden und ihre deutsch-protestantischen Verbündeten) unter der Führung von Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar und Feldmarschall Gustav Horn. Das Treffen endete „mit einem totalen Sieg der beiden Habsburgern, welcher auch den Zusammenbruch der gesamten schwedischen Macht in Süddeutschland nach sich zog“ (Engerisser;Hrncirik: Nördlingen 1634. S. 13).

Im Zeichen des dreißigjährigen Kriegs kämpften katholische/kaiserliche gegen protestantische Truppen, um die Hegemonie in Deutschland und Europa zu erlangen. Es war ein Religionskrieg, der 1618 startete und 1648 beendet wurde.

Nördlingen wurde deshalb zentral, weil sie als Handelsstadt der Schweden galt und das kaiserliche Heer unter dem Befehl von Ferdinand von Ungarn wollte diese Einkommensquelle der Schweden zerschlagen. Aufgrund des Sieges der Habsburger Truppen entschloss sich Frankreich, an der Seite der geschwächten Schweden einzugreifen und in er Folge erlebte der Dreißigjährige Krieg eine erhebliche Wendung. Dieser Krieg endete mit dem gesamteuropäischen Friedenskongress von Münster und Osnabrück im Jahre 1648.

Auch fränkische Truppen unter der Führung von Herzog Bernhard nahmen an dieser Schlacht teil.

Weitere Darstellungen der Schlacht von Nördlingen wurden von verschiedenen Künstlern ebenfalls festgehalten. Auch hier werden Männer mit Pferden häufig abgebildet.
Weiterführende Literatur:
  • Engerisser, Peter; Hrncirik, Pavel: Nördlingen 1634. Weißenstadt, 2009. 1. Aufl.