Begrifflichkeiten & Handlungsfelder

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Course: Betriebliches Bildungsmanagement (BBM) Demokurs
Book: Begrifflichkeiten & Handlungsfelder
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Date: Friday, 22 November 2024, 5:04 AM

Description

Die Inhalte der ersten Woche sind in Buchform angelegt. Sie können von Seite zu Seite blättern.

Lernziele:

Am Ende dieser Lerneinheit können Sie die wesentlichen Begrifflichkeiten, Aufgaben und Handlungsfelder des betrieblichen Bildungsmanagements reproduzieren.


1. Begriffe

Bildungsmanagement setzt die Teilbegriffe "Bildung" und "Management" miteinander in Bezug, um pädagogische und ökonomische Prinzipien auf die Gestaltung von Bildungsprozessen anzuwenden. Ein Verständnis von Bildungsmanagement setzt daher die Bestimmung der Begriffe "Bildung" und "Management" voraus (Seufert, 2013).

Die Geschichte des Bildungsbegriffs reicht vermutlich zurück ins Mittelalter, wo er religiös gedeutet wurde - und erfuhr seither mehrere Bedeutungswandel. Seit Anfang des 19. Jahrhunderts kommt dem Begriff durch Wilhelm von Humboldt die Konnotation des 'Sich-Bildens der Persönlichkeit' (Hentig, 2009) zu. Eine Neuauslegung des Begriffs nahm in den 1960er Jahren auch Wolfgang Klafki vor. Demnach meine Bildung - so gibt es Seufert (2013) wieder - "die Fähigkeit, [...] etwas zu erlernen sowie durch erlernte Methoden sich Sachverhalte und Fähigkeiten anzueignen und darüber hinaus, seine eigenen Fähigkeiten zu entdecken" (Seufert, 2013, S. 6).
Aus wirtschaftsdidaktischer Sicht kann Bildung, laut Seufert (2013, S. 35), gemäß einer Definition von Euler & Hahn (2007) als "Fähigkeit und Bereitschaft (Kompetenz) des Individuums zur eigen- und sozialverantwortlichen Bewältigung sozio-ökonomischer Lebenssituationen" verstanden werden.

Der Begriff "Management" ist das Substantiv zum englischen Verb "to manage", was "bewerkstelligen" bedeutet. Im Unternehmenskontext wird der Managementbegriff sowohl in funktionaler Hinsicht über die Beschreibung von Prozessen der Planung, Organisation, Steuerung, Bewertung und Fortentwicklung benutzt, als auch zur Bezeichnung von Personengruppen, die die derartige Aufgaben übernehmen (Staehle, 1999; Seufert, 2013; Dehnbostel, 2022). Aus Sicht des unternehmerischen Managements dient die Qualifizierung der Mitarbeiter:innen vorallem der Verbesserung dessen beruflicher Handlungskompetenz (bestehend aus Fach-, Sozial- und Personal-/Humankompetenz) und der Verwertbarkeit der Arbeitskraft - was dem traditionellen Bildungsverständnis in gewisser Weise widerspricht (Dehnbostel, 2022).

Die Aufgabe des Bildungsmanagements ist es daher, Bildungsprozesse anzuregen sowie zu unterstützen (Seufert, 2013) und dabei auszutarieren, inwieweit wirtschaftliche Zweckorientierung und die selbstverantwortete personale Entwicklung vereinbart werden können (Dehnbostel, 2022). Betriebliches Bildungsmanagement ist immer strategisch angelegt sowie in Einklang zu bringen mit den Zielen des Unternehmens (Müller, 2018).


2. Sinnhorizonte/Ebenen des Bildungsmanagements

Betriebliches Bildungsmanagement lässt sich in unterschiedliche, aber zusammenwirkende Ebenen fassen (Seufert, 2013; Elsholz, 2018):

Auf einer operativen Ebene geht es um die eigentliche betriebliche Bildungsarbeit, sprich die Durchführung der Ausbildung und Weiterbildung im Betrieb. Zu den wichtigsten Aufgaben zählen die Bildungsbedarfsanalyse, die Planung und Organisation von Bildungsmaßnahmen, die Maßnahmendurchführung, Evaluationsbestrebungen und Transferförderung sowie das Bildungscontrolling.

Auf der strategischen Ebene wird die langfristige Ausrichtung (Ziele, Handlungsfelder) der betrieblichen Bildungsarbeit verortet.
 
Die strategische Ebene ist mit einer normativen verbunden, welche das betriebliche Bildungsmanagement mit der Unternehmensphilosophie und -kultur in Bezug setzt.

3. Handlungsfelder des Bildungsmanagements

Anhand eines Strukturmodells von Gessler (2009; 2018) können Handlungsfelder ausgewählt werden.

Zur Identifikation von Handlungsfeldern dienen im genannten Strukturmodell die Perspektiven "Objekte" und "Produkte", die miteinander verschränkt werden -  ähnlich einer Kreuztabelle.

Unter Objekte werden das Bildungsprodukt, das Bildungspersonal und die Bildungsorganisation gefasst. Das Bildungsprodukt bezieht sich auf das Leistungsspektrum einer Bildungsorganisation mit Blick auf Teilnehmende, das Bildungspersonal auf den/die Leistungsträger:in und Bildungsorganisation umfasst die Leistungsbedingungen. Unter dieser Perspektive wird also die Frage beantwortet, auf welche "Gegenstände" das Bildungsmanagement ausgerichtet ist.

Die Prozesse des Bildungsmanagements können untergliedert werden in:
(1) Lernen und Entwicklung, das heißt auf Dauer angelegte grundlegende Verfahren wie die Ausführung der Leistungserbringung ("Lehren und Lernen"); die Entwicklung und Sicherung des notwendigen Wissens ("Wissensmanagement") und die Vermarktung der Bildungsprodukte ("Bildungsmarketing).
(2) Steuerung und Regulierung, sprich auf Dauer angelegte qualitätssichernde Verfahren im Bereich der Bildungsprodukte ("Evaluation und Transfer"), des Bildungspersonals ("Personalmanagement") und der Bildungsorganisation ("Bildungscontrolling")
(3) Innovation und Veränderung, sprich alle zeitlich befristeten Verfahren. Dazu zählen die Entwicklung und Veränderung von Bildungsprodukten ("Programmentwicklung und Revision"), das Empowerment des Bildungspersonals ("Entrepreneurship") und die Entwicklung im Bereich der Bildungsorganisation "Changemanagement").

Sowohl für die vorgenannten Objekte, als auch für die Prozesskategorien gilt, dass sie nur in ihrer sinnvollen Verbindung die Existenz einer Bildungsorganisation sichern. Aufgrund von Verflechtungen auf Objektebene wurden in eine Revision des Modells (Gessler, 2018) auch die objektübergreifenden Handlungsfelder "Lebenslanges Lernen" (Prozessebene Lehren und Lernen), Qualitätsmanagement (Prozesskategorie "Steuerung und Regulierung), Projektmanagement (Prozessebene Innovation und Veränderung) integriert, sowie das Strategische Bildungsmanagement und die Personalführung als Prozesse der Leitung und Orientierung.

 

Bildungsprodukt

Bildungspersonal

Bildungsorganisation

Leitung und Orientierung

Strategisches Bildungsmanagement

Personalführung

Innovation und Veränderung

Projektmanagement

Programmentwicklung und Revision

Entrepreneurship

Changemanagement

Steuerung und Regulierung

Qualitätsmanagement

Transfermanagement und Evaluation

Personalmanagement

Bildungscontrolling

Lernen und Entwicklung

Lebenslanges Lernen

Lehren und Lernen

Wissensmanagement

Bildungsmarketing

Tabelle 1: Strukturmodell der Handlungsfelder (eigene Darstellung nach Gessler, 2018)

Die tiefgreifenden Veränderungen, die unter dem Stichwort "digitale Transformation" zusammengefasst werden und aus einem verstärkten Einsatz von digitalen Medien folgen, betreffen auch das betriebliche Bildungsmanagement unmittelbar. Damit innerbetriebliche Bildungsdienstleister weiterhin gute Dienstleistungen erbringen und angemessene Angebote schaffen können, sollten diese laut Meier (2018) unter Anderem auch Folgendes in den Blick nehmen:

  • Realisierung einer agilen Organisationsstruktur
  • Anpassung des Leistungsspektrums im Hinblick auf die zu entwickelnden digitalen Kompetenzen und die Formate sowie Modalitäten. Mit der fortschreitenden Digitalisierung nimmt das Lernen im Prozess der Arbeit nämlich zu (Dehnbostel, 2022).
  • Weiter-)Entwicklung von Prozessen, Rollen, Kompetenzprofilen und Infrastrukturen, um das neue Leistungsspektrum umzusetzen
  • Sensibilisierung für - sowie Dokumentation und Bepreisung der neuen - stärker arbeitsplatznahen, selbstgesteuerten Formate
  • das Feld, in dem sie sich bewegen: Externe Bildungsanbieter wie MOOC-Plattformen (Massive Open Online Courses) oder Linkedin Learning können Mitarbeitende unmittelbar erreichen und verfügen zum Teil über weitentwickelte Analyticskompetenzen und KI-basierte Applikationen, um stark personalisierte Formate zu realisieren (Meier, 2018).

4. Literatur

Dehnbostel, P. (2022). Betriebliche Bildungsarbeit. Kompetenzbasierte Berufs- und Weiterbildung in digitalen Zeiten. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren.

Elsholz, A. (2018). Betriebliches Bildungsmanagement. In M. Gessler & A. Sebe-Opfermann (Hg.). Handlungsfelder des Bildungsmanagements: Ein Handbuch. Münster: Waxmann (S. 59-74).

Gessler, M. (2009). Strukturmodell der Handlungsfelder. In M. Gessler (Hrsg.). Handlungsfelder des Bildungsmanagements: Ein Handbuch. Münster: Waxmann (S. 13-38).

Gessler, M. (2018). Strukturmodell des Bildungsmanagements. In M. Gessler & A. Sebe-Opfermann (Hg.). Handlungsfelder des Bildungsmanagements: Ein Handbuch. Münster: Waxmann (S. 19-30).

Hentig, H. v. (2009). Bildung. Ein Essay. Weinheim und Basel: Beltz.

Meier, C. (2018) Betriebliches Bildungsmanagement: 5.132 Handlungsfelder für die digitale Transformation. In S. Laske, A. Orthey, & M. J. Schmidt (Hg.). PersonalEntwickeln. Köln: Wolters Kluwer/Deutscher Wirtschaftsdienst (S. 1-32).

Müller, U. (2018). Bildungsmanagement. Ein orientierter Einstieg. In M. Gessler & A. Sebe-Opfermann (Hg.). Handlungsfelder des Bildungsmanagements: Ein Handbuch. Münster: Waxmann (S. 33-58).

Seufert, S. (2013). Bildungsmanagement. Einführung für Studium und Praxis. Stuttgart: Schaeffer-Poeschel.

Staehle, W. H. (1999). Management. Eine verhaltenswissenschaftliche Perspektive. Vahlen.