3. Verbindung des Objekts zur Literatur des Mittelalters

1. Hartmanns von Aue Gregorius

1.2. Gregorius als Einsiedler

Ehe Gregorius das Kloster endgültig verlässt, händigt der Abt ihm die Tafel aus, durch die er von seiner Abstammung und der Sünde seiner Eltern erfährt. Danach geht Gregorius noch entschlossener in die Welt, da er nun mehr über seine Herkunft herausfinden möchte.

Ziellos, nur auf Gotteshilfe vertrauend, sticht Gregorius in See und gelangt in ein Land, das unter den Angriffen eines gefährlichen Feindes leidet. Der Grund dafür ist die Situation der Herrscherin, sie ist jung, schön und unverheiratet, weshalb ihr der Beschützer der Herrschaft fehlt. Bei dieser Frau handelt es sich um Gregorius Mutter, wie der Leser erfährt, die Protagonisten erkennen sich jedoch nicht. Die beiden lernen sich kennen und finden sofort Gefallen aneinander. Deshalb bleibt Gregorius in der Burg, lernt das Ritterhandwerk, wird der beste Ritter und besiegt den Feind, der daraufhin verspricht, Land und Leute in Frieden zu lassen. Nach diesem Sieg kommt es zur Heirat zwischen Gregorius und der Landesherrin (seiner Mutter) und somit zum zweiten Inzest.

Beide ahnen nichts davon, bis die Mutter Gregorius Tafel findet, die sie selbst geschrieben hat. So wird ihr bewusst, dass ihr Ehemann ihr eigener Sohn ist und sie beide eine große Sünde auf sich geladen haben. Gregorius, der sofort von seiner Mutter benachrichtigt wird, weiß, da er beim Abt in den kirchlichen Lehren unterrichtet wurde, dass Gott ihnen vergibt, wenn sie ihre Sünden aufrichtig bereuen. Um Buße zu tun, verlässt er den Hof und zieht sich ärmliche Kleidung an. So trifft er auf einen Fischer, der ihm vom Felsen auf einer Insel im Meer berichtet, auf dem sich Gregorius dann von ihm anketten lässt. Der Schlüssel wird ins Meer geworfen, damit er ohne Hilfe nicht von dem Stein loskommt.

 

b)Der arme Grêgôrius,                   Der verlassene Gregorius

nû beleip er alsus                         blieb nun so

ûf dem wilden steine                     auf dem wilden Felsen,

aller gnâden eine.                         ohne jeden Trost.

 

Gregorius V. 3101 – 3104

 

Hier lässt sich die zweite Verbindung zu Papst Gregor aufzeigen: Zwar zieht er sich nicht aus der Öffentlichkeit zurück, um eine Schuld zu büßen, dennoch lebt er als Einsiedler, um näher zu Gott zu finden und sich der Aufgaben, die Gott für ihn bereithält, bewusst zu werden.

 


 

Literatur:

Hartmann von Aue: Gregorius. Hrsg. v.: Hermann Paul. Neubearbeitet v.: Burghart Wachinger. 15. Auflage. Tübingen 2004 (=ATB 2).

Hartmann von Aue: Gregorius; Der arme Heinrich; Iwein. Hrsg. v.: Volker Mertens. Frankfurt a.M. 2004.

Hafner, Susanne: Maskulinität in der höfischen Erzählliteratur. Frankfurt a.M. 2004.