4. Verbindung des Objekts zur Literatur des Mittelalters

4.3 Fortsetzung "Rolandslied"

   wi salic der ist geborn                       3885        Wie selig ist der geboren,

   den got da zu hat erchoren,                              den Gott dazu hat auserkoren,

   daz er in sinim diniste beliget,                          dass er in seinem Dienst fällt,

   want er im daz himilriche zelone gibet.              wenn er ihm das Himmelreich zum Lohn gibt.

  

Der Autor wertet hier ganz deutlich. Wer in einer Schlacht für Gott fällt, erlangt das

Himmelreich. Aufgrund einer damals vorherrschenden „Weltuntergangsstimmung“ und der

Angst vor der Hölle war dies mehr als verlockend. Natürlich steckt eine Absicht dahinter:

Die Angst, im Kampf zu sterben, wird dadurch relativiert.

 

   hiute werden wir der engel kunne,      5266        Heute werden wir der Engel Verwandtschaft,

   hiute sculen wir frolich uaren,                            heute sollen wir fröhlich dahin fahren,

   hiute werden wir liutere wester parn;                  heute werden wir rein wie ein Taufkleid;

   hiute ist unser froude tác,                                 Heute ist unser Freude Tag,

 

Der bevorstehende Tod bzw. das Martyrium werden durch positive Wendungen wie „frolich“,

„liutere“, „froude“ und gewissermaßen auch durch das Taufkleid glorifiziert. Dies ist zudem die

Rede eines Bischofs, dem sicher viel daran lag, die Männer zu motivieren.

  

Die Ritter Rolands und natürlich er selbst sind zum Märtyrertod bereit.

Sie kämpfen für die Ausbreitung und Verteidigung ihres Glaubens -

eine lobenswerte Haltung, die einzig wahre nach dem Maßstab des Mittelalters.

 


Literatur:

Verse zitiert nach: Müller, Ulrich (Hrsg.): Kreuzzugsdichtung. 4. unveränderte Auflage, Max Niemeyer Verlag, Tübingen, 1998, S. 21, 22, 26, 28.

(Übersetzung erfolgte durch die Autorin)