3. Interpretation des Objektes
3.3 Raubritter - gegen jedes höfische Ideal
Die vornehmen und „vorzüglichen“ Ritter hatten auf ihren Aventiuren auch Kämpfe mit anderen
Rittern auszutragen. Einige von ihnen fallen in die Kategorie der Raubritter. Das Thema ist
allerdings zu komplex, als das es hier ausführlich behandelt werden könnte. Daher sollen hier
nur einige Ansatzpunkte zur Sprache kommen. Zum einen sind sie ein Phänomen des
ausgehenden Mittelalters, als der Adel schwächer wurde und Ritter niederen Standes
finanziell in Schwierigkeiten kommen konnten. Aus Not und Verzweiflung heraus wurden
Kaufmänner oder Höfe überfallen.
Doch gab es auch Raubritter, die allein zum Vergnügen plünderten. In Hartmanns „Erec“ stößt
der Protagonist mehrfach auf diese Art. Raubritter stehen im großen Kontrast zu den
höfischen Rittern. Alles, was diese darstellen, sind sie nicht. Tugenden zählen nicht; Treue, Ehre,
Würde oder auch Gnade bedeuten ihnen nicht viel. Trugen die höfischen Ritter stets vornehme
und kostbare Kleider, gaben sich kultiviert und adrett – so waren Raubritter das genaue Gegenteil:
Wüst, unsauber, unkultiviert.
Von daher erscheint es nahezu unmöglich, dass der hier betrachtete Ritterkopf einem jener
Raubritter gehört haben könnte.