Interpretation des Objekts in Verbindung zur Literatur des Mittelalters

1. Die Legende des hl. Servatius

1.1. Kurze Inhaltszusammenfassung

Laut dem Werk von Veldeke wurde Servatius in Armenien geboren und war der Cousin von Johannes dem Täufer und Jesus. Er hat also eine genealogische Bindung zu der Heiligen Familie. Seine enge Beziehung zu Gott wurde dadurch schon von Geburt an herausgestellt.

In der Legende sendet ihn Gott auf eine Pilgerreise nach Jerusalem, um ihn danach nach Tongern zu schicken, damit er die freie Stelle des Bischofes einnimmt. Um als Fremder das Amt des Bischof ausüben zu können, lässt Gott in Tongern ein Wunder geschehen, um die Eignung Servatius zu beweisen.

Obwohl ihn die Menschen von Tongern aufgrund seiner Gottesfürchtigkeit zu ihrem Bischof machen, beginnen immer mehr von ihnen nach kurzer Zeit aufgrund der Sprachunterschiede an dem Bischof zu zweifeln. Schließlich verstoßen sie Servatius aus ihrer Stadt, woraufhin er sich in Maastricht niederlässt.

In Maastricht erfährt er durch Gott von einem nahenden Hunnenangriff, der auch die Stadt Tongern betrifft und warnt auch weitere Städte vor der Gefahr. Auf Wunsch seiner Gläubigen und seiner Mitstreiter reist er nach Rom, um den heiligen Petrus im Gebet um Gnade und Schutz zu bitten.  Bevor er in Rom ankommt, setzt er dem Treiben eines lästerlichen Bischofes in Köln ein Ende.

In Rom angekommen, wirkt Gott erneut ein Wunder an Servatius und dieser hat eine Vision während seines Gebetes. In dieser Version steht Servatius an der Himmelstür der Dreifaltigkeit von Vater, Sohn und heiligem Geist gegenüber, sowie dem heiligen Petrus. Sein Gesuch um Gnade für die Stadt Tongern wird aufgrund deren frevelhaften Verhaltens Servatius gegenüber verwehrt. Doch wird ihm eine große Ehre durch den heiligen Petrus zuteil, der ihm den Schlüssel zur Himmelspforte gibt, das Symbol für die Macht, Sünden zu vergeben.

Mit diesem Geschenk reißt Servatius aus Rom ab, jedoch trifft er bereits auf der Reise zurück auf die Hunnen und wird durch ein erneutes Wunder Gottes verschont. Wieder in der Stadt Tongern warnt er seine ehemalige Gemeinde vor dem Angriff, jedoch kann er ihnen keine Rettung und Gnade versprechen. Einzig die heiligen Reliquien der Stadt kann er retten, um diese sicher in der Stadt Maastricht zu verwahren. Dort legt er sich zur letzten Ruhe nieder und stirbt.  

Weiterführende Literatur:

Heinrich von Veldecke: Die epischen Werke des Henric van veldeken. Sente Servas Sanctus Servatius.Hrgs. Theodor Frings und Gabriele Schieb. Halle (Saale) 1956.

Heinrich; Vivian, Kim; Jongen, L.; Lawson, Richard H.: The life of Saint Servatius. A dual-language edition of the Middle Dutch Legend of Saint Servatius by Heinrich von Veldeke and the anonymous Upper German Life of Saint Servatius. Lewiston, N.Y. 2006.