1. Kunst- und Kulturgeschichtliche Hintergrundinformation zum Objekt
3. Die Darstellung des Heiligen Sebastian im Barock
Titel: Martyrium des Hl. Sebastian (Gemälde) Inv.-nr.: 192 (Historisches Museum Bamberg) Material: Leinwand, vergoldeter Holzrahmen Maße: H:162, B: 114 (cm) Handwerkl/künstl Herkunft: Schule bzw. Nachfolge des Lodovico Carracci (Bologna 1555-1619) |
Dieses Gemälde lässt sich dem Manierismus und Barock zuordnen und stammt aus der Schule des Lodovico Carraccis, die von Caravaggio beeinflusst war.
Kennzeichend für die manieristische Kunst ist die Darstellung von verlängerten Figuren in unnatürlichen Kompositionen, in extravaganten Körperbewegungen und Verdrehungen. Nicht selten finden sich perspektivische Verkürzungen und Wellenformen, welche die Ideen von Dynamik und Dramatismus verstärken. Kontraststärke der Farben, Licht und Schatten sind ebenfalls für die Malerei dieser Epoche charakteristisch: In diesem Gemälde ist die linke Seite ganz dunkel. Deshalb richtet sich die Aufmerksamkeit auf die rechte, wo der Heilige Sebastian quasi wie von einem Scheinwerfer angestrahlt auftaucht.
Er tritt als jugendlich schöner, bärtiger Mann, mit einem Lendenschurz bekleidet auf. Die Anspannung seiner Muskeln wird eindrucksvoll und dynamisch gezeigt. Außerdem wird er von zwei Pfeilen durchbohrt, was als Hinweis auf die zwei Martyrien gelten dürfte. Ohne Widerstand zu leisten und mit dem Blick nach oben, zu Gott, nimmt er sein Schicksal in Kauf.
Die Knechte erscheinen in Barockkleidung: Der eine trägt einen Bogen und zwei Pfeile und schaut den Betrachter an, um die Szene mit Theatratik und Dynamik zu versehen; der andere bindet den Heiligen Sebastian los. Die zwei Figuren könnten auf das jüdische Volk und die Römer anspielen, welche sowohl an der Passion als auch an dem Martyrium des Heiligen Sebastian teilnahmen.
Weiterführende Literatur:
Braun, Joseph: Tracht und Attribute der Heiligen in der deutschen Kunst. Berlin 1988.
Hadeln, Detlev: Die wichtigsten Darstellungsformen des Heiligen Sebastian in der italienischen Malerei bis zum Ausgang des Quattrocento. Strassburg 1906.
Réau, Louis: Iconographie de l’art chrétien. Paris 2000.
Réau, Louis: Iconografía del arte cristiano. Introducción general. Barcelona 2008.
Wittkower, Rudolf: Art and architecture in Italy, 1600 to 1750. Middlesex 1965.
Wittkower, Rudolf: Arte y arquitectura en Italia 1600-1750. Madrid 1989.