3. Schematherapie
1 Entstehung
Die Schematherapie wurde von Jeffrey Young, einem Schüler von Joseph Wolpe und Mitarbeiter Aaron Becks, entwickelt. Young stellte fest, dass besonders Patient:innen mit Persönlichkeitsstörungen nur unzureichend aus der kognitiven Verhaltenstherapie profitieren. Dies führte er auf die Aktivierung bestimmter belastender Emotionen zurück, aufgrund derer die Entwicklung einer tragfähigen therapeutischen Beziehung und somit auch der therapeutische Prozess erschwert werden.
Durch eine enge Auseinandersetzung mit der Gestalttherapie erkannte Young die Bedeutung von Techniken zur Aktivierung und Bearbeitung dieser emotionalen Prozesse.
Das zunächst als Erweiterung der kognitiven Therapie betrachtete Konzept der Schematherapie war bis Ende der 1980er Jahre noch stark von dessen Vorgehensweise geprägt, wurde aber stetig weiterentwickelt.
1990 beschrieb Young zum ersten Mal das Schema-Modell (vgl. Abschnitt 3 Schema-Modell), das er dann im Jahre 2000 um das Modus-Modell (vgl. Abschnitt 4 Modus-Modell) erweiterte (Roediger, 2018). Dadurch näherte sich der Ansatz auch zunehmend psychodynamisch orientierten Modellen an.
Dies lässt sich auch an folgenden drei Aspekten erkennen, die in der Schematherapie stark betont werden (Safran & Segal, 1996):
- Die Bedeutung von frühkindlichen Erfahrungen für die Genese von Störungen.
- Viele entscheidende Prozesse sind nicht bewusst, sondern automatisch oder unbewusst.
- Die Abhängigkeit einer gelingenden Therapie von der Gestaltung der therapeutischen Beziehung und der positiven Bewältigung der darin auftretenden Konflikte.
Diese Punkte kommen Ihnen möglicherweise aus psychoanalytischen Therapieformen bekannt vor. Im Unterschied zur Psychoanalyse wird hier aber ein anderer Lösungsweg gewählt: Statt Trieben und deren Bewältigung stehen hier psychologische Grundbedürfnisse des Menschen und deren mögliche Frustration im Entwicklungsverlauf im Mittelpunkt (vgl. Abschnitt 3.2 Grundbedürfnisse) des Therapieverständnisses (Roediger, 2018).
Als lösungsbringendes Prinzip beschreibt Young den sogenannten Modus des gesunden Erwachsenen (vgl. Abschnitt 4.5 Gesunde Modi), den wir Ihnen in diesem Kapitel auch näher beschreiben werden. Aber wann wird die Schematherapie eigentlich eingesetzt? Das wollen wir Ihnen im folgenden Abschnitt erläutern.