Einstieg in komplexes Problemlösen in Gruppen
2. Team
2.3. Prozessgewinne
In einem gut funktionierenden Team können Menschen „mit vereinten Kräften“ Problemlösungen entwickeln, die alle Erwartungen übertreffen. Sozialpsychologen sprechen von Prozessgewinnen, wenn die tatsächliche Gruppenleistung über der potenziellen Gruppenleistung liegt (Hackman & Morris, 1975).
Das gemeinsame Problemlösen kann sowohl die Motivation als auch die Fertigkeiten der einzelnen Gruppenmitglieder begünstigen.
Bei den Motivationsgewinnen, die durch gemeinsames Arbeiten entstehen können, lassen sich folgende drei Haupttypen unterscheiden:
- Köhler-Effekt: Schwächere Gruppenmitglieder erhöhen ihre Anstrengungen, um nicht für eine schwache Gruppenleistung verantwortlich gemacht zu werden.
- Sozialer Wettbewerb: Mitglieder der Gruppe möchten andere Mitglieder durch ihre individuelle Leistung übertrumpfen und erhöhen daher ihre Anstrengungen.
- Soziale Kompensation: Mitglieder einer Gruppe strengen sich mehr an, um Leistungsdefizite vermeintlich oder tatsächlich schwächerer Gruppenmitglieder auszugleichen.
Führen die Interaktion bzw. der Problemlöseprozess in der Gruppe beim Individuum zu funktionalen Verhaltensweisen oder der Aktivierung von Ressourcen, spricht man von Fertigkeitsgewinnen. Ein Beispiel hierfür wäre die Anregung des eigenen kreativen Potentials im Problemlöseprozess, durch ein Brainstorming in der Gruppe. Man spricht in diesem Fall von kognitiver Stimulation, wenn durch die Nennung einer bestimmten Idee bei einem Individuum eine andere kognitive Kategorie stimuliert wird, an die das Individuum ohne die vorherige Erwähnung durch ein anderes Gruppenmitglied nicht gedacht hätte.
Zusammenarbeit in Gruppen - ein Garant für Prozessgewinne? Teamarbeit steht aufgrund der erwarteten Prozessgewinne v.a. in der Arbeitswelt hoch im Kurs. Leider führt die gemeinsame Lösung von Problemen nicht immer automatisch zu solchen Vorteilen. Die Zusammenarbeit von Menschen kann auch das genaue Gegenteil bewirken und zu „schlechteren“ Ergebnissen führen, als der Einzelne sie erbracht hätte. In diesem Fall spricht man von Prozessverlusten.